Wie ich durch ein freies Designprojekt zu mir zurück gefunden habe [»Be Water my Friend«]
ARTIKEL
JEDES ENDE IST EIN NEUER ANFANG
Als ich nach sieben Jahren eine Agentur verließ, die ich zusammen mit anderen gegründet und geleitet hatte, schlug ich einen neuen Weg ein, um meine persönliche und berufliche Weiterentwicklung voranzutreiben.
Schnell merkte ich jedoch, dass die Gründung eines neuen Studios und der Launch einer neuen Webseite allein nicht ausreichten, um das neue Selbstverständnis zu etablieren, mit dem ich meine alte Identität als Agenturinhaber abstreifen wollte. Da ich mich stark über meine Arbeit definiere, beschloss ich parallel zu den ersten neuen Kundenaufträgen ein freies Projekt zu starten. Ich wollte ein kreatives Spielfeld schaffen, auf dem ich mich austoben konnte.
Die Schritte, die zu meinem neuen Projekt führten, könnte ich ausführen, doch möchte ich an dieser Stelle eine Abkürzung nehmen und mit der Beschreibung des Projektes fortfahren. Grundidee: »Wähle ein Statement, das du immer wieder als Postergrafik umsetzen möchtest.« Statement: »Be Water my Friend.«
Dieses Zitat aus der Popkultur [»Lost Interview« mit Bruce Lee, 1971], das die Philosophie des Taoismus [Laotse] referenziert, sprach mich auf vielen Ebenen an. Eine dieser Ebenen war der Wunsch, das Arbeiten im Flowzustand, wie ihn Mihaly Csikszentmihalyi in seinem Buch beschreibt, zu trainieren.
So begann ich, das Zitat »Be Water my Friend« und dessen Initialen »B.W.M.F.« immer wieder in neuen typografisch-illustrativen Entwürfen im DIN-Format und in Schwarz-Weiß zu gestalten. Dabei versuchte ich, das Flow-Konzept bewusst in meine Arbeit zu integrieren. Ich schuf mir eine Umgebung mit wenig Ablenkung, um fokussierter zu arbeiten, und setzte feste Zeiten, in denen die Arbeit an den Postern abgeschlossen sein sollte. Diese Herangehensweise forderte meine Kreativität heraus und ermöglichte es mir, tiefer in meine Arbeitsweise einzutauchen.
Mit der Zeit wuchs die Anzahl meiner Arbeiten, sodass ich eine erste Einzelausstellung organisieren konnte und bei 100for10 die Möglichkeit erhielt, eine 100-seitige »Be Water my Friend«-Edition zu veröffentlichen. Ein weiteres Highlight der ersten BWMF-Jahre war die Einladung des Softwareherstellers Adobe, drei Video-Sessions aufzunehmen, um deren Community zu zeigen, wie ich live ein »Be Water my Friend«-Poster gestalte.
Eine Herausforderung bestand darin, mit jedem neuen Poster einen einzigartigen Entwurf zu gestalten. Doch als ich den Designer Cihan Tamti kennenlernte und wir anfingen, uns regelmäßig auszutauschen, schien etwas von seinem kreativen Funken auf mich überzuspringen. Der Blick auf meinen Gestaltungsprozess änderte sich und ich begann, meiner Gestaltung größeren Freiraum zu geben. Dies steigerte die Qualität meiner Arbeit und den Zuspruch auf Social Media. Daraus entstanden weitere »Be Water my Friend«-Projekte, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Verein Viva con Agua St. Pauli sowie dem Verlag Slanted Publishers, bei dem ich mein zweites Buch veröffentlichte.
Das große Poster-Abenteuer liegt nach meiner zweiten Soloausstellung vorübergehend auf Eis, dafür setze ich aktuell meine BWMF-Kreativreise mit der Interviewserie »Roundtable« fort, in der ich mich mit der Kreativität anderer beschäftige.
Ja, das Projekt hat mir tatsächlich geholfen, mich von meiner Vergangenheit als Agenturinhaber zu lösen und eine neue Identität als Gestalter zu finden. Es hat zwar Jahre gedauert, aber es hat geklappt. Ist es nicht wunderbar, wenn eine Rechnung aufgeht?
LINKS
. »Be Water my Friend« Book
. »Be Water my Friend« Workshops
CREDITS
. Studio Shoot: Joern Blohm
. Shoot KGB Ausstellung: Jann Averwerser
. Shoot Kunstlabor Ausstellung: Leonhard Nima
Unterstützung des gemeinnützigen Vereins Viva con Agua St.Pauli e.V. [Hamburg, Stuttgart, München]
BLOG
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Unterstützung des gemeinnützigen Vereins Viva con Agua St.Pauli e.V. [Hamburg, Stuttgart, München]
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